岡崎 (okazaki), july 2006 |
der berg fuji falls ihr jemals nach japan geht, dann gibt es etwas, das ihr unbeding einmal tun müsst: den fuji in der nacht ersteigen um vom bergspitz den sonnenaufgang zu sehen. den fuji, den kennt ihr alle. das ist dieser perfekt geformte berg im land des lächelns, majestätisch, weisser bergspitz, eines der symbole japans. ausserdem noch der höchste berg auf dem ganzen inselstaat (3776m - ich mein, da drüber chönd mir schwiizer eus ja wohl nur eis ablache, aber hei, mir händ d'alpe au nöd sälber baschtled ^_^). so sehr mann sich vielleicht auch dagegen wehren mag, der fuji ist tatsächlich ein erstaunlich schöner anblick. kein wunder also, dass sich viele aussichtspunkte nach dem fuji bennenen, auch wenn der berg selber von da aus gar nicht sichtbar ist. aus der nähe betrachtet sieht das ganze dann wieder anders aus - der berg ist ein haufen vulkangeröll. keine bäume, oberhalb von 2000 auch sonst nicht viel grün, keine speziell schöne aussicht während, einfach NICHTS (die nachtsicht über die umliegenden städte hingegen ist herzerwärmend schön). nach einer phase ohne regen ist der fuji nicht mal gut für die lungen. da der berg hauptsächlich aus vulkanasche und geröll besteht, werfen die scharen von (hobby-)bergsteigern eine enorme staubwolke auf, was man dann einatmet beim besteigen. die beste zeit den fuji zu besteigen ist also an einem tag unter der woche ab dem späten nachmittag an einem bewölkten tag nachdem es geregnet hat. dann ist nämlich auch nicht zu heiss. die bergsteigersaison des fuji ist relativ kurz, von juni bis september. obwohl die route nicht wirklich gefährlich ist und viele leute den fuji besteigen ist es doch nicht gerade der hügel hinter dem haus. wochenendtouristen könnten also bei schlechtem wetter schnell mal in der patsche und wenns dann nicht regen sondern schnee ist, dann ist schnell mal sprichwörtliche traufe statt sprichwörtlichem regen. um also wetter- bzw. kältebedingten unfällen vorzubeugen ist der fuji nur im sommer offen. die weicheimethode des fuji besteigens ist mit dem shinkansen bis shin-fuji zu fahren und in den bus umzusteigen, der einen schon mal bis zur halben höhe mitnimmt - shin 5 choume. puristen starten schon vom fuss des berges, allerdings denke ich, dass das heutzutage niemand mehr macht. 5 choume bedeutet die fünfte station, vom fuss des berges an gezählt. eine station ist eine berghütte, dessen grösse beträchtlich variert. einige sind wirklich nur hütten und schutz vor dem wind, andere sind restaurants und in 8 choume steht sogar ein arzt zur verfügung inkl. grundlegendem medizinischem equipment.
meine erstbesteigung des fuji war gleich als reiseführer der yamasa fuji tour. üblicherweise erledigt declan (der direktor des international office) diesen teil, aber der gute mann hat den fuji schon öfter bestiegen als er finger an einer hand hat (und er ist nicht der burli von der EAV), darum zieht er es mittlerweile vor, den berg aus der entfernung zu betrachten mit einem kalten bier in der hand. ein japanisches sprichwort sagt:
wir begannen mit dem aufstieg um 17:00 am samstag. es war bewölkt mit gelegentlichem nieselregen. ideal voraussetzungen um den staub am boden zu halten und nicht zu heiss. declan begleitete uns zur 6 choume (zwischen 5 choume und 6 choume ist es nur ein spaziergang). ab 6 choume begann dann eigentliche aufstieg. als gruppenführer blieb ich jeweils beim dem/der langsamsten bergsteigerIn der gruppe. auf dem weg zur bergspitze trug ich abwechslungsweise wasserflaschen oder rucksäcke anderer leute oder bugsierte sogar irgend jemanden den hang hoch. der pfad ist sehr gut markiert mit seilen, geländern, fahnen und farbmarkierugen. es besteht also keine gefahr sich zu verirren. je höher man steigt und je später es wird umso mehr leute tummeln sich dann auch auf dem weg. als ob es da oben was umsonst gäbe... nach 9.5 choume war es dann auch weniger ein bergsteigen im eigenen tempo als ein warten bis die person in der schlange vor einem weitergeht. das ist kein scherz! bei einem blick nach unten sahen die nachkommenden bergsteiger im dunklen aus wie eine riesige leuchtende schlange, da alle eine taschenlampe bei sich hatten. die konsistenz des weges ändert sich oft. vieles ist lockeres kies, das einem unter den füssen wegrutscht, was das bergsteigen ein wenig (sehr) mühsam macht. andere teile sind felsblöcke mit geländern, die grosse schritte erfordern. (der fuji ist noch nicht rollstuhlgängig ^_^)
an der 8 choume mussten wir zaya (aus der mongolei) zurücklassen. sie fühlte sich nicht gut und hatte magenbeschwerden. der doktor, welcher sich glücklicherweise auch in 8 choume befand, versorgte sie erst mit sauerstoff und gab ihr medizin. auf anraten des arztes liessen wir sie dann in der unterkunft der 8 choume übernachten. wir tauschten telefonnummern aus (ja, handys funktioneren auf dem fuji - je nach telefongesellschaft) und machten aus, dass wir zurückkommen würden falls sich ihr befinden verschlechtern würde und dass wir dann alle gemeinsam absteigen würden. das traff dann glücklicherweise nicht ein und sie war dann schlussendlich die einzige von 16 leuten, die es nicht bis zum gipfel schaffte. sie blieb also in 8 choume und fühlte sich am nächsten morgen wieder wohl - sie hatte etwas schlechtes gegessen am vorabend. eine menge leute unterschätzen den fuji. da sich ein grossteil der bewohnten fläche japans nur auf geringer höhe über meer befindet (ca. 50m ü.m.) stellte ein berg von 3700m ungerade eine hohe anforderung an den körper dar. der geringe sauerstoffgehalt der luft kann zu schwindelanfällen führen wenn man zu schnell aufsteigt. das kann dann auch nur kuriert werden in dem man eine pause einlegt oder wieder absteigt. rauchen hilft natürlich auch nicht. wir kamen um ca. 3:45 auf der bergspitze an und es war tiefkühlfachmässig kalt. ich hatte keinen thermometer bei mir aber es war höchstens 0 grad. unter anderem packte ich bei den vorbereitungen eine wollmütze und winterhandschuhe ein und fühlte mich dabei wie ein idiot. draussen schien die sonne, es war 30 grad (29.5 grad im schatten) - wofür also winterausrüstung. es stellte sich dann heraus, das sogar der regenüberzug half um den wind draussen zu halten. die leute in den läden auf der bergspitze haben auch nicht besonders viel sinn fürs geschäft - oder vielleicht schlafen sie einfach gerne lang. es war kalt (sehr), dunkel (normaler level) und sie hätten ein vermögen machen können mit instantsuppen oder warmen tee. nach sonnenaufgang waren die läden dann aber offen (das bestätigt die theorie der faulenzer) und natürlich kauften alle was warmes. der sonnenaufgang war wunderschön, wie es die bilder ansatzweise vermuten lassen. wir hatten glück, dass wolkenfreier himmel war. anscheinend war im vorherigen jahr alles trübe und regnerisch ohne chance auf sonnenaufgang. für diesen moment und die athmosphäre hatten sich die mühen gelohnt. der abstieg war einiges mühsamer als ich mir gedacht hatte und die knien taten einige tage lang weh, aber darüber machte ich mir zu diesem zeitpunkt noch keine sorgen. teile der umgebung um fuji waren von wolken verdeckt, andere waren sichtbar. wahrhaftig eine schöne ansicht. es ist auch bemerkenswert, dass fuji beim besteigen betrachtet leicht rötlich ist, was wahrscheinlich auf oxidation des vulkangesteins zurückzuführen ist. wir kamen rechtzeitig bei 8 choume an aber meine knie waren mir nicht dankbar dafür. generell einfaches gehen war für ein paar tage schmerzhaft. ich wusste auch nicht, dass blattern so gross werden können. wir trafen eine menge leute, die auf dem weg zum gipfel waren, ein konstanter strom von wochendenwanderern. einige waren erbärmlich schlecht ausgerüstet, eher für den strand als für den höchsten berg auf dem inselstaat. die sonne schien inzwischen wieder sommerlich stark und es wurde langsam wieder heiss. die erinnerungen an die eisige kälte auf dem gipfel schmolzen mit jedem schritt dahin. gegen 11:00 waren wir wieder bei shin 5 choume angelangt, wo die zwei yamasa busse auf uns warteten. declan war nett genug uns bis 6 choume entgegen zu kommen (ausgeruht und ohne bier in der hand), aber 6 choume ist ja nur einen spaziergang von shin 5 choume entfernt.
es war wohl niemand traurig, dass wir den fuji hinter uns liessen in richtung eines familienrestaurants. alle waren müde und ausgelaugt nach 30 stunden auf den füssen und einer höhendifferenz von 2x 1800m. es war definitiv ein abenteuer und falls ihr jemals die chance (und die ausrüstung habt) solltet auch ihr einmal (aber nicht zweimal) den fuji besteigen. man muss dazu nicht superfit sein, aber wer nicht mind. regelmässig spaziergänge macht oder joggt sondern nur widerwillig die distanz zwischen couch und kühlschrank zurücklegt (und sich dabei fragt, warum noch niemand eine fernbedienung für den kühlschrank erfunden hat), dem würde ich vom fuji abraten bzw. empfehlen den fuji aus der distanz mit einem kühlen bier in der hand zu betrachten
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